Überspezialisierung
Die Frage nach der Spezialisierung im Sammelgebiet ist eine Frage, die sich jeder Sammler früher oder später stellt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Je nach Zuschnitt der Spezialisierung kann man eine vollständige Sammlung aufbauen und eine inhaltliche Abgeschlossenheit erreichen.
Es gibt jedoch bei der Spezialisierung eine Reihe von Gefahren, deren sich der Sammler bewußt sein sollte, bevor er sich dazu entschließt.
* Mangelnde Relevanz
Zum einen sollte darauf geachtet werden, dass das gewählte, persönliche Spezialsammelgebiet für andere Sammler ebenfalls eine gewisse Mindestrelevanz besitzt. Eine Motivsammlung nestbauender Singvögel des Voigtlandes birgt wenig Wahrscheinlichkeiten in sich, Gleichgesinnte zu finden und sich auszutauschen.
* Mangelnde Sekundärliteratur
Generell gilt: Je spezieller das Sammelgebiet, desto weniger Fachliteratur gibt es. Zudem ist diese rare Fachliteratur vielleicht im Eigenverlag erschienen, oder bereits vor 80 Jahren geschrieben, ohne dass es eine neuere Auflage gibt. Zwar gibt es ausgezeichnete philatelistische Bibliotheken, die diese Fachbücher führen, diese befinden sich allerdings in der Regel in Großstädten und sind somit nicht für alle Sammler gleich gut zu erreichen.
* Überschätzung des eigenen Gebiets
Nicht nur wer die Stempelabarten Marienwerders sammelt, darf sich als Philatelist bezeichnen, sondern jedermann - völlig unabhängig vom Sammelgebiet. Natürlich hat eine Sammlung Marienwerders einen historischen, postgeschichtlichen und auch persönlichen Wert, man sollte sich aber trotzdem vor Augen führen, dass die überwiegende Mehrheit der Sammler "querbeet" sammelt, niemals ausstellen wird und sich nur selten einen Briefmarkenkatalog kauft.
* Wert der Sammlung
Mit einer Spezialsammlung ist es wie mit einer allgemeinen Sammlung: Der Wert steht mit Angebot und Nachfrage. Hat man über Jahrzehnte eine Spezialsammlung zu einem stark nachgefragten Gebiet aufgebaut, ist diese sicher von beträchtlichem Wert. Auf der anderen Seite gibt es auch sehr viele "nicht zeitgemäße" Spezialsammlungen, zum Beispiel nach Motiven, deren Wert nicht im entferntesten der Mühe entspricht, die der Sammler in sie hinein gesteckt hat.